Rüdesheim

Wenige Kilometer unterhalb der Stadt ändert der Rhein seine Richtung und wird schmaler. Diese Stelle, das Binger Loch, war mit seinen Riffen und Stromschnellen früher ein unüberwindliches Hindernis für die Schifffahrt. Daher wurden die Schiffe die von Süden kamen bei Rüdesheim entladen, die Waren auf der alten Keltenstraße nach Lorch transportiert und dort erneut auf die Schiffe verfrachtet. Die Umladeaktionen brachten dem Ort regen Verkehr und willkommene Einnahmen.

Erst als im 11. Jahrhundert die Fahrrinne erstmalig verbreitert wurde, konnte die Schifffahrt diese weiterhin sehr gefährliche Stelle passieren. Noch heute bevorzugen es viele Fremdschiffer, für die Strecke zwischen Rüdesheim und St. Goar einen Lotsendienst in Anspruch zu nehmen.

Unmittelbar am Rhein als Wasserburg angelegt, findet man die Brömserburg, die älteste und am besten erhaltene der drei Rüdesheimer Burgen. Sie diente im 10.- 13. Jahrhundert den Mainzer Erzbischöfen zeitweilig als Wohnung und Zuflucht. Nachdem die Erzbischöfe sie im 13. Jahrhundert den Rittern „von Rüdesheim“ zum Lehen gegeben hatten, entwickelte sie sich kurzzeitig zu einem schlimmen Raubnest. In den Sponsheimschen Fehde besiegte der Erzbischof Wernherr von Mainz die Rüdesheimer und die mit ihnen verbündeten Sponheimer vollständig. Ihren heutigen Namen bekam die Burg durch die Nebenlinie „Brömser von Rüdesheim“, die von 1548 bis zu ihrem Aussterben 1668 die Burg bewohnte. Nach 1810 ließ sie die Adelsfamilie von Ingelheim herrichten und seit dieser Zeit sind die Gästebücher erhalten. Im ältesten findet sich auch ein Eintrag Goethes, der 1814 die Burg besuchte. Heute gehört sie der Stadt und beherbergt das Rheingauer Heimat- und Weinmuseum mit einer umfangreichen Trinkgefäßesammlung.

Die Boosenburg, früher Oberburg, gehörte zu den Herren von Rüdesheim aus der Linie der Füchse. Nur der trutzige Burgturm ist erhalten. Der Turm am Markt ist ein Rest der ehemaligen Vorderburg, die Kernpunkt der inneren Stadtbefestigung war.
In der Oberstraße findet man noch alte Adelshöfe wie den Ritterschen Hof, den Bassenheimer Hof und den Brömser Hof. Heinrich Brömser ließ das Gebäude 1542 errichten und mit Freskomalereien versehen. Diese zeigen in der Kapelle ein großes Ehewappen Brömser/Greiffenclau, im Ahnensaal die „Ahnenprobe“ als Nachweis der ritterlichen Abstammung. Das Ehewappen am Hoftor ließ Heinrich Brömser, letzter männlicher Spross des Rüdesheimer Adelshauses kurmainzerischer Hofrichter, Geheimrat und Reichshofrat, um 1650 anbringen. Im Brömser Hof ist heute Siegfrieds mechanisches Musikkabinett untergebracht, eine Sammlung selbstspielender Musikinstrumente aus drei Jahrhunderten. Die katholische Pfarrkirche aus dem 14. Jahrhundert am Markt trägt eigentümlicherweise eine Wetterfahne mit Halbmond und Stern. Diese soll an ihren mutmaßlichen Bauherrn, einen Ritter von Brömser, erinnern, der an einem der Kreuzzüge teilgenommen hatte. Romantisch enge Gassen mit urgemütlichen Weinlokalen und unzähligen Straußwirtschaften, allen voran die weltberühmte Drosselgasse, laden die zahlreichen Gäste der Stadt zum stimmungsvollen Bummel und weinseligen Verweilen ein.

Immerhin verfügt Rüdesheim bei nur 8000 Einwohnern über 5000 Gästebetten, mehr als 3 Millionen Besucher werden jährlich in diesem internationalen Touristenzentrum verzeichnet. Daneben lebt die Stadt vom Weinbau und seinen weltberühmten Rieslingsorten einer großen Weinbrennerei.

Am Adlerturm am Westende der Rheinstraße erkennen wir noch Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Der 20,4m hohe Turm stand früher unmittelbar am Rhein. Mittels Signalstange und Feuerkorbs meldete man von hier aus den Beginn von Eisgang stromabwärts. Das Untergeschoss des Turms, mit 1m dicken Mauern erbaut, bildet ein Verlies, das nur durch eine Bodenklappe im 1. Obergeschoss zugänglich ist. Eine Bronzetafel an der Außenseite erinnert an den Besuch Goethes 1814 in Rüdesheim.

Der internationale Fremdenverkehrsort hat von Ende Mai bis Ende Oktober Saison. Höhepunkt sind das Großfeuerwerk Rhein im Feuerzauber rund um das Binger Loch und das traditionelle Rüdesheimer Weinfest im August. Besichtigungen von berühmten Wein- und Sektkellereien sowie der berühmten Weinbrennerei Asbach sind wochentags jederzeit möglich.

Das älteste Weinmuseum der Welt befindet sich ebenfalls hier. Die Brömserburg besitzt eine Sammlung, die vor dem Genuss einen Blick in die Geschichte der Reben-Kunst erlaubt. Über schmale Wendeltreppen und labyrinthartige Gänge werden die Vitrinen angesteuert. Traubentragende Putten, edle Pokale aus alles Epochen, elegante Flachmänner sind zu bewundern. Dazu die Arbeitsgeräte der Winzer und Küfer, die zeigen, wie hart die Arbeit ist bevor der Wein ins Glas kommt.

Links zu Rüdesheim

Webseite zu Rüdesheim - offiziell
Seilbahn Rüdesheim am Rhein - Rund um den Niederwald - Niederwalddenkmal, Assmannshausen, Drosselgasse
Fähre zwischen Rüdesheim und Bingen
Mittelalterliches Foltermuseum
Drosselgasse in Rüdesheim
Niederwalddenkmal

Video zu Rüdesheim

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