Geschichte

Geschichte zum Rhein -  Burg Gutenfels bei Kaub Das Mittelrheintal wie man es heute kennt, haben unsere Vorfahren in den letzten 500 000 Jahren miterlebt. Archäologische Funde belegen, dass bereits in der Steinzeit Menschen in diesem Gebiet gelebt haben. Als die Truppen Caesars um 50 v. Chr. an den Rhein kamen, trafen sie auf die Kelten, eine reich gegliederte, gut durchorganisierte Gesellschaft, die bereits erste Adelsschichten vorweisen konnte. Die Römer verstanden es die reichen Bodenschätze, die guten Handelsbeziehungen bedingt durch die vorteilhafte Lage und die florierende Wirtschaft für sich zu nutzen und veränderten die gesamte Landschaft während ihres Daseins auf einschneidende Weise.
Es wurden die ersten Kastelle errichtet, von denen aus die Bodenschätze vor den germanischen Stämmen geschützt werden sollten. Es wurde die erste befestigte linksrheinische Uferstraße erbaut und der Hunsrück-Höhenweg zur Unterstützung der Handelswege errichtet. Entlang dieses Höhenwegs befanden sich etliche landwirtschaftliche Siedlungen, die die Versorgung in den Städten und militärischen Einrichtungen sicherstellten.
Im 5. Jahrhundert allerdings, wurden die Römer schließlich vertrieben und es waren hauptsächlich die Franken die neue Siedlungen errichteten. Das fränkische Reich entstand. Noch heute erkennt man die Siedlungen an der Endung –heim. Zunächst eher Randlandschaft des Reiches, wurde das Mittelrheintal unter den karolingischen Königen zur Kernlandschaft. Der Rhein bildete die Achse zwischen Frankreich (westfränkisches Reich) und Deutschland (ostfränkisches Reich). Seit Mitte des 9. Jahrhunderts übernahmen dann die vom König eingesetzten Grafen die Macht. Es setzte das unaufhaltsame Wachstum der Territorien ein. Es entstehen die zahlreichen Burgen und Festungen. Dies war eine der Hauptbeschäftigungen aller hohen Herren. Seit dem 12. Jahrhundert verlegte man die Burgen, die bis dahin direkt an den Straßen oder am Ufer standen auf die Höhe. Die Festungen waren somit nur mühsam zu erobern. Man sicherte sich also das eigene Gebiet, die Straßen, den Zoll und gleichzeitig konnte man Einfluss auf die angrenzenden Gebiete zu gewinnen. So entstanden bis Mitte des 13. Jahrhunderts insgesamt 32 Zollstätten am Mittelrhein.
Mit der Reformation, ausgelöst durch Martin Luther, endete die Einheit der katholischen Kirche. Während die weltlichen Territorien zu denen auch Nassau gehörte weitgehend reformiert wurden, hielten die Erzbistümer Trier und Mainz am alten Glauben fest.
Es folgten Auseinandersetzungen und politische Unruhen im gesamten Land. All dies führte schließlich in den Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1618, in den auch Frankreich, Schweden und Spanien eingriffen.
Das Land nach dem Krieg war wirtschaftlich ruiniert und aufgrund Kämpfe, Krankheiten und Hungersnöten halbierte sich die Bevölkerung. Nur kurze Zeit später, 1672, beginnen die Eroberungszüge von König Ludwig XIV. gegen die Niederlande. Dabei wurde der Mittelrhein zum Kriegsschauplatz. Systematisch zerstörten die Franzosen Burgen, Städte und Kirchen. 1795 musste Preußen und Österreich dann das linke Rheinufer an Frankreich abtreten. Der Rhein diente als natürliche Grenze.
Mit der neuen Regierung verschwand die Adelsherrschaft. Doch nach der Niederlage Napoleons endete die französische Zeit.
Der Rhein wurde zum Symbol deutscher Einheit, der alte Ständestaat wurde wieder errichtet.
Trotz günstiger Lage, Ausbau der Eisenbahnstrecke und der Dampfschifffahrt, drang die voranschreitende Industrialisierung lange nicht in das enge Mittelrheintal vor. Lange noch fand man hier eine vom Weinbau geprägte Agrar- und Gewerbestruktur vor. Dieses Bild änderte sich erst zu Beginn des neuen Jahrhunderts.
Nachdem das linke Rheinufer und ein 50 km breiter Streifen am rechten Rheinufer nach dem 1. Weltkrieg entmilitarisiert wurde, versuchten die Franzosen bis nach ihrem Abzug 1929 das Rheinland in eine „Rheinische Republik“ zu verwandeln. Die Begeisterung für Hitler nach seiner Ernennung als Reichkanzler war groß. Und viele Juden, die im Kleinstadtgewerbe schon immer eine große Rolle gespielt hatten, wurden getötet. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges übernahmen die Franzosen die Verwaltung. Kurze Zeit später, Ende 1946, entstand das Bundesland Hessen. Ein halbes Jahr später folgte Rheinland-Pfalz. Es wurden Gebiete zusammengefasst, die historisch gesehen nicht immer auf eine gemeinsame Geschichte blicken können. Es stellte sich allerdings relativ schnell ein Zusammengehörigkeitsgefühl ein.

Natürlich gab es auch einige bedeutende Persönlichkeiten die am Mittelrhein geboren wurden oder großes Interesse an diesem Gebiet zeigten.

Eine davon ist Hildegard von Bingen (1098-1179). Die „Seherin vom Rupertsberg“ gründete 1150 das Kloster Rupertsberg bei Bingen. Seit ihrer Kindheit hatte sie immer wieder Visionen, die sie im Laufe ihres Lebens niederschrieb. Bis heute sind noch Glaubenslehre, Naturkunde, Medizin und verschiedene Lieder überliefert.

Mit ihrer sagenumwobene Geschichte war das Mittelrheintal vor allem in der Romantik ein wichtiger Anlaufpunkt. Außerdem stellt die Epoche den Beginn des Tourismus dar.

Die Romantik als kulturgeschichtliche Epoche reicht von Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. Besonders auf den Gebieten der Kunst, Literatur und Musik fand sie eine breite Anhängerschaft. Anders als heute wurde der Begriff „Romantik“ zu dieser Zeit noch im Zusammenhang mit seiner ursprünglichen Etymologie verwendet, also im Sinne der Abwendung von Antike und klassischen Vorbildern. Als Monopol zu der vernunftgerichteten Aufklärung, beschäftigte sich die Romantik vor allem mit Gefühl, Leidenschaft, Individualität und Seele. Die Literaten und Künstler wanden sich hauptsächlich wegen der beginnende Industrialisierung wieder der Natur und Vergangenheit zu. Da war das Mittelrheintal mit seiner eher rauen Natur und noch nicht hervorgedrungenen Industrialisierung gerade richtig. Ende des 18. Jahrhunderts kamen immer mehr Reisende in das Tal und berichteten von ihren Erfahrungen. Vor allem in Italien und England weckte es großes Interesse und wurde im laufe der Zeit immer populärer. Clemens Brentano und Achim von Arnin spielten eine tragende Rolle, als sie mit ihren Eindrücken anfingen Geschichten, Märchen und verschiedene Volkslieder zu sammeln. So wurde das Mittelrheintal immer mehr zum touristischen Ausflugsziel adeliger Leute.
In dieser Zeit begann man auch mit dem Wiederaufbau zerstörter Burgen und Schlösser, Tunnel und Denkmäler. Vor allem das Schloss Stolzenfels bei Koblenz gilt als Meisterwerk der Romantik. Typisch für diese Epoche sind außerdem die verschiedenen Druckgrafiken die zur Illustrierung der Reisebeschreibungen verwendet wurden.

Goethe am Rhein

Die erst durch den Dichter Clemens Brentano popularisierte landschaftliche Schönheit des Mittelrheintals hat auch den Dichter und Zeichner Goethe fasziniert.
Nach einem Praktikum in Wetzlar wanderte Goethe nicht zurück an den Main in seine Heimat, sondern machte zunächst einen Abstecher in das Lahntal. Von Ems aus ging es dann mit dem Boot in Richtung Rhein. Sein Auge schwelgte „in Betrachtung der Nähen und fernen, der bebuschten Felsen, der sonnigen Wipfeln, der thronenden Schlösser und der aus der Ferne lockenden blauen Bergreihen.“ Auch von den schieferdurchsetzten Weinbergshängen zeigt er sich beeindruckt. „Herrlich und majestätisch“ empfand er das zerstörte Schloss Ehrenbreitstein. In Thal-Breitenstein traf Goethe dann auf den Darmstädter Autor und Publizisten Johann Heinrich Merck. Mit ihm reiste er von nun an zeichnend weiter Richtung Mainz und schließlich zurück nach Frankfurt, seine Heimatstadt. Über diese gemeinsame Reise notierte er sich: „So genossen wir mit Muße der unendlich mannigfaltigen Gegenstände, die, bei dem herrlichsten Wetter, jede Stunde an Schönheit zuzunehmen scheinen.“
Zwei Jahre später erfolgt die berühmte Geniereise. Im Hochsommer 1774 machte sich der Dichter und Denker zusammen mit Lavater und dem Pädagogen Basedow ins Rheintal. Zur Revolutionszeit weilte er dann wieder in Mainz.
20 Jahre später entwickelte der Geheimrat eine besondere Liebe zum fünf Kutschenstunden von Frankfurt entfernten Rheingau. Von Wiesbaden aus, wo der Autor kurte, führte ihn der Weg zum Landgut Brentanos nach Winkel. Dort ließ er sich intensiv bewirten, genoss Rheinwein in vollen Zügen und unternahm Ausflüge nach Schloss Johannisberg, Eltville, zur Brömserburg in Rüdesheim und nach Bingen. Der Rhein und Weinfan besuchte, von Rüdesheim kommend, das Sankt-Rochus-Fest im Jahr 1814 und schrieb darüber. Insgesamt weilte er dreimal im Rheingau.
Im Sommer 1815 folgte Goethe der Einladung des Freiherrn vom und zum Stein nach Nassau. Von hier aus erfolgte ein Ausflug in Richtung Koblenz. Dort trafen sich Stein und Goethe mit dem Romantiker Johann Joseph Görres bei einem Frühstück auf der Karthause.
Hoch überm Rhein, mit Blick Richtung Stadtzentrum und Ehrenbreitstein, wurde das Treffen der drei renommierten Herren in einem Gemälde von Robert Gerstenkorn festgehalten. Den Rhein bereisen, das war Goethes Lust.

UNESCO - Welterbe Oberes Mittelrheintal

Seit 2002 gehört das Mittelrheintal, begrenzt im Süden durch die Städte Bingen/Rüdesheim und im Norden durch die Stadt Koblenz, nun zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) ist die Organisation der Vereinten Nationen (UNO) für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation. Mit 193 Mitgliedstaaten bildet sie eine rechtlich eigene Sonderorganisation der Vereinten Nationen und hat ihren Hauptsitz in der Stadt Paris.
Bereits 1972 hat die UNESCO das "Internationale Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt" verabschiedet. Mittlerweile haben es 186 Staaten unterzeichnet. Die Welterbe-Konvention ist das international bedeutendste Instrument, das jemals von der Völkergemeinschaft zum Schutz ihres kulturellen und natürlichen Erbes beschlossen wurde.
911 Stätten in 151 Ländern stehen heute auf der Liste des Welterbes (Stand Juli 2010). Davon sind 704 Kulturdenkmäler und 180 Naturdenkmäler. Weitere 27 Denkmäler gehören dem Kultur- als auch dem Naturerbe an. Das hohe Ansehen des Welterbe-Programms und seine immer weiter wachsende öffentliche Wahrnehmung machen es zum Flaggschiff unter den Konventionen der UNESCO.
Nach der Annerkennung des Mittelrheintals durch die Kulturkriterien, würdigte die UNESCO das Obere Mittelrheintal als eine Kulturlandschaft voller Vielfalt und Schönheit. Außergewöhnliche Reichtum der Landschaft und kulturelle Zeugnisse und Assoziationen sowohl historischer wie auch künstlerischer Art wurde hervorgehoben.
Dabei spielte das Zusammenspiel der Natur gemeinsam mit dem Menschen eine große Rolle. Auch der Strom an sich, der seit zwei Jahrtausenden einen der wichtigsten Verkehrswege für den kulturellen Austausch zwischen der Mittelmeerregion und dem Norden Europas darstellt, wurde gewürdigt. Das Mittelrheintal als wohl prominentester Abschnitt des Rheins, wurde somit stellvertretend für den ganzen Fluss in die Liste des Welterbes aufgenommen.

Orte, Burgen, Schlösser und Festungen am Rhein