Bingen

Südlich der Nahemündung an der Außenseite des Rheinknies liegt die alte Stadt Bingen. Vor ca. 2000 Jahren hatten hier die Römer an der Gabelung zweier Handelsstraßen das Kastell „Bingium“ angelegt, in dessen Schutz wohl die erste Siedlung entstand. Bereits aus dem 5. Jahrhundert ist eine christliche Gemeinde bekannt. 983 übertrug Kaiser Otto II. das Gebiet der Nahemündung seinem Kanzler, Erzbischof Williges von Mainz. Im Zollkrieg von 1301 wurde auch Bingen von Truppen König Albrechts I. belagert und erobert, seine Burg zerstört. In diesem Krieg brach der König für wenige Jahre die Macht der rheinischen Kurfürsten und erzwang die Aufhebung der für die Fürsten einträglichen Rheinzölle. Als jedoch Albrecht 1308 ermordet wurde, lebten die Zölle sogleich wieder auf.
Wahrzeichen der Stadt ist die Burg Klopp auf einem Hügel inmitten des Stadtgebietes. Im Ursprung wohl eine römische Anlage, war sie zur Zeit der Regierung der Erzbischöfe Sitz der adligen Burgmannes. Im Zollkrieg 1301 ergab sich die Burgbesatzung erst, als ein Brand die weitere Verteidigung sinnlos erscheinen ließ. Das brachte dem Bau den Ehrentitel „das unüberwindliche Haus Klopp“ ein. Nach der Zerstörung durch die französischen Truppen des Sonnenkönigs 1689 eben erst notdürftig wiederhergestellt, ließ ihr eigener Besitzer, das Domkapital zu Mainz, die Burg 1713 sprengen, „damit sie in einem späteren Krieg nicht mehr als Stützpunkt dienen könne“. Nach 1875 ließ man die Gebäude im Stil der rheinischen Burgen des 15. Jahrhunderts wieder aufbauen. 1897 erwarb die Stadt die Burg, die ihr seither als Rathaus und Heimatmuseum dient. Über dem Eingang am Torhaus befindet sich ein Wappen des Domkapitals zu Mainz. Im Heimatmuseum ist besonders das Instrumentarium eines römischen Arztes aus dem 2. Jahrhundert beachtenswert. Die Fundamente des Bergfrieds und der 52m tiefe Burgbrunnen stammen wahrscheinlich aus römischer Zeit.

Abseits des Touristentrubels bietet die Kirche St. Martin mit ihren reich gestaffelten und gegliederten Baumassen einen malerischen Anblick. Vor allem der Freiburger Dombaumeister Max Meckel hat mit seiner gründlichen Restaurierung Ende des 19. Jahrhunderts dazu beigetragen.

An der Nahe stößt man auf die Drususbrücke, der ältesten in Deutschland erhaltene Brücke des Mittelalters. Nach der Zerstörung im zweiten Weltkrieg 1945 wurde sie 1952 wieder drei Meter breiter aufgebaut. Im ersten Pfeiler der Binger Seite ist eine kleine Kapelle eingebaut, die allerdings nur über einen Keller des anschließenden Hauses zugänglich ist.

Eine kleine Wanderung auf die höchste Erhebung im Stadtgebiet von Bingen am Rhein, dem Rochusberg, sollte man auf jeden Fall auf sich nehmen. In den Pestzeiten des Jahres 1666 hatte der Rat der Stadt Bingen die Errichtung der Rochuskapelle beschlossen. In den Pestzeiten galt es den heiligen Rochus aufzurufen. Die Kapelle in hinreißend schöner Lage wurde während der französischen Besatzung 1795 zerstört und 1813 wieder aufgebaut. Grund dafür war eine Typhusepidemie die bei der Rückkehr der Soldaten ausbrach. Am 15. August des folgenden Jahres konnte man zum ersten Mal das berühmte Rochusfest feiern, das Goethe beschrieben hat. Noch heute kann man eine Woche vor dem mit elf Tagen längsten Winzerfest am Rhein, dem Binger Winzerfest, das Rochusfest am Fuße der Rochuskapelle besuchen.

Auf der Rheininsel am Binger Loch erhebt sich der zierliche Mäuseturm. Er entstand wohl im 13. Jahrhundert als Spähturm für die Burg Ehrenfels, die trotz ihrer Türme und Vorwerke keinen Einblick in den Verlauf der nördlichen Rheinstrecke gewährte. Dieser Funktion verdankt das Bauwerk seinen Namen. Mausen = Ausschau halten. Die Sage allerdings weiß eine andere Deutung. Der hartherzige Bischof Hatto habe sich auf der Flucht vor einer riesigen Schar von Mäusen auf den Turm gerettet, seine Verfolger aber seien ihm nachgeschwommen und hätten ihn gefressen. Der Turm wurde 1636 von den Schweden teilweise und 1689 von den Franzosen komplett zerstört, immer zusammen mit der Burg Ehrenfels. König Friedrich Wilhelm von Preußen ließ 1855 den Turm im neugotischen Stil neu errichten. Bis 1974 diente er dann der Rheinschifffahrt als Signalstation.

Seit der Landesgartenschau 2008 wurde die Promenade rund um Rhein und Nahe erneuert und lädt auch heute noch Besucher ein, die wunderschöne Aussicht auf das Binger Loch zu genießen. Ein Ausflug in diese alte Stadt lohnt sich allemal.

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Jazz Festival - Bingen Swingt
Wikipedia - Hildegard von Bingen
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